Nachhaltigkeit – Verbraucher sehen große Unternehmen und die Regierung in der Hauptverantwortung
Umweltschutz ist seit Jahren ein wichtiges Thema für die deutsche Bevölkerung und der Klimawandel wird von den Deutschen als wichtige Bedrohung wahrgenommen.
Der aktuelle YouGov Nachhaltigkeits-Report „Nachhaltigkeit in Deutschland“ zeigt die Einstellungen der deutschen Bevölkerung zum Thema Nachhaltigkeit und sowie die verschiedenen Nachhaltigkeits-Typen.
Große Sorgen hinsichtlich des Klimawandels bei älteren Verbrauchern
Nahezu die Hälfte der Befragten (48 Prozent) sind überzeugt, dass der Klimawandel das Resultat menschlichen Handelns ist und mehr als ein Drittel (37 Prozent) nennt “Umwelt und Nachhaltigkeit“ als wichtigste Herausforderung unter allen politischen Herausforderungen in Deutschland. Die größte Verantwortung für Nachhaltigkeit sehen die Deutschen bei großen Unternehmen (71 Prozent) und der Bundesregierung (70 Prozent), obwohl diese Institutionen aktuell nicht als besonders nachhaltig gesehen werden. 59 Prozent der Deutschen sind sehr besorgt über die Auswirkungen des Klimawandels auf Deutschland und 72 Prozent sind überzeugt, dass es weltweit zu erheblichen Auswirkungen kommen wird. Insbesondere ältere Deutsche machen sich Sorgen, Verbraucher ab 55 Jahren sind am ehesten besorgt (65 vs. 51 Prozent 18-34-Jährige).
Nachhaltigkeit – aber nicht zu teuer
Viele Deutsche sind bereit ein nachhaltigeres Leben zu führen, 65 Prozent geben an schon einmal ihr Verhalten geändert zu haben, um nachhaltiger zu leben und die große Mehrheit (76 Prozent) bleibt diesem Verhalten auch treu. Insgesamt 44 Prozent der Deutschen würden sich bereits als nachhaltig bezeichnen, doch viele finden einen nachhaltigen Lebensstil einfach nur teuer (58 Prozent). Nachhaltige Maßnahmen, die eine finanzielle Belastung darstellen, werden insgesamt weniger häufig umgesetzt. Während also 45 Prozent der Deutschen bereit wären regionale Lebensmittel zu essen, geben nur 22 Prozent an, dass sie bereit sind die, oft teurere, Kleidung von nachhaltigen Marken zu kaufen. Ebenfalls ungern ändern Deutsche ihr Essverhalten bei Fleisch- und Milchprodukten, nur 13 Prozent wären bereit auf Fleisch- und Milchprodukte zu verzichten, die Mehrheit (59 Prozent) wäre nicht bereit dies zu tun.
Auch bei Kaufentscheidungen spielt Nachhaltigkeit für die Mehrheit der Verbraucher eine geringe Rolle, nur 7 Prozent sehen in Nachhaltigkeit den wichtigsten Aspekt bei einer Kaufentscheidung, während Kosten (39 Prozent) und Qualität (37 Prozent) die wichtigsten Rollen spielen.
Die Nachhaltigkeitstypen – von hoffnungsvoll bis ungläubig
Ein Blick auf die verschiedenen Reaktionen und Einstellungen der Deutschen zeigt 6 unterschiedliche Nachhaltigkeitsgruppen. 15 Prozent der Deutschen gehören zu der Zielgruppe der Hoffnungsvoll-Besorgten, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht. Diese Gruppe hat Hoffnung für die Zukunft und findet ein nachhaltigeres Leben erstrebenswert. Hoffnungsvoll-Besorgte sind häufiger Frauen (62 vs. 38 Prozent Männer) und mehr als die Hälfte (51 Prozent) sind über 55 Jahre alt.
Diese Zielgruppe ist der Meinung, dass aktives Handeln gegen den Klimawandel dringend notwendig ist, und sehen das Phänomen als eine direkte Folge menschlichen Handelns an. Hoffnungsvoll-Besorgte sehen die Verantwortung für Veränderungen sowohl bei Individuen als auch bei Unternehmen. Hoffnungsvoll-Besorgte glauben an die Wirksamkeit individuellen Handelns und finden, dass sie und ihr Umkreis bereits sehr nachhaltig leben.
Fast ein Fünftel der Deutschen gehört zu den Resigniert-Besorgten (18 Prozent) und glaubt, dass der Klimawandel mit menschlichem Handeln verbunden ist. Diese Zielgruppe besteht größtenteils aus Verbrauchern der Altersgruppe 55+ (55 Prozent) und ist sehr beunruhigt über die Entwicklung in Folge des Klimawandels. Obwohl diese Verbraucher der Meinung sind, dass Unternehmen im Kampf gegen den Klimawandel mehr tun sollten, besteht gleichzeitig wenig Vertrauen in große Unternehmen. Die Bereitschaft für nachhaltige Verhaltensweisen im Alltag ist hoch bei den Resigniert-Besorgten.
Die Enttäuschten Umweltschützer machen 15 Prozent der Bevölkerung aus. Diese Gruppe hat einen hohen Bildungsgrad (40 vs. 33 Prozent der Gesamtbevölkerung) und sieht den Klimawandel als ein menschengemachtes Problem mit hoher Dringlichkeit. Die enttäuschten Umweltschützer erkennen die Auswirkungen des Klimawandels, haben jedoch kaum Hoffnung auf eine Lösung und wenig Vertrauen darauf, dass die gesetzten Nachhaltigkeitsziele erreicht werden. Obwohl die Bereitschaft ein nachhaltiges Leben zu führen bei dieser Verbrauchergruppe hoch ist, sind die enttäuschten Umweltschützer skeptisch, ob die Maßnahmen und Taten von Individuen wirksam sind.
17 Prozent der Deutschen sind verantwortungsbewusste Optimisten. Diese Gruppe besteht ebenfalls mehrheitlich aus Verbraucher über 55 Jahre (46 Prozent) und sieht die Verantwortung für Nachhaltigkeit bei den Individuen. Diese Gruppe ist der Meinung, dass individuelles Handeln große Wirksamkeit hat und schätzt die aktuellen nachhaltigen Lebensformen eher positiv ein. Auch ihren eigenen Beitrag zu Nachhaltigkeit sehen die verantwortungsbewussten Optimisten positiv und machen sich wenig Sorgen um den Klimawandel.
Etwa ein Fünftel der Befragten (19 Prozent) sind abwälzende Passive, die sich eher wenig für das Thema interessieren und nur wenig Sorgen darum machen. Diese Gruppe hat häufiger einen niedrigeren Bildungsgrad (41 vs. 35 Prozent der Gesamtbevölkerung) und sieht die komplette Verantwortung für Nachhaltigkeit bei der Regierung und den Unternehmen. Gleichzeitig sind diese Verbraucher der Meinung, dass im Bereich Nachhaltigkeit gute Arbeit geleistet wird.
Die Klimawandel-Agnostiker machen 15 Prozent der Deutschen aus und sind der Meinung, dass es dringendere gesellschaftliche Probleme als den Klimawandel gibt. Diese Gruppe besteht größtenteils aus Männern (64 Prozent) und hat einen niedrigeren Bildungsstand (41 vs. 35 Prozent Gesamtbevölkerung). Die Klimawandel-Agnostiker zeigen sich dem Thema Nachhaltigkeit gegenüber unbeteiligt, skeptisch und denken häufig, dass der Klimawandel ein natürliches Phänomen ist. Infolgedessen sehen sie keinen Nutzen in nachhaltigem Handeln und lehnen umweltfreundliche Verhaltensweisen eher ab.
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