Sie oder doch eher Du? In professionellen Situationen stört die Schweizer Bevölkerung das «Du»

Sie oder doch eher Du? In professionellen Situationen stört die Schweizer Bevölkerung das «Du»

Julia Wegner - 9. Juli 2024

Die Frage, ob in der Kommunikation «Sie» oder «Du» verwendet werden sollte, beschäftigt mittlerweile viele Unternehmen, denn die sprachlichen und gesellschaftlichen Regeln sind heutzutage nicht immer eindeutig. Um Klarheit zu schaffen, hat YouGov im Auftrag der AXA Schweiz eine Umfrage unter 1’533 in der Schweiz wohnhaften Personen durchgeführt. Ziel war es herauszufinden, wie eine Ansprache per Du durch eine Versicherung bewertet wird und allgemeine Präferenzen hinsichtlich Duzen und Siezen zu ermitteln.

Die Ergebnisse zeigen, dass neben dem Alter und der Sprachregion insbesondere der Kontext der Kommunikation eine zentrale Rolle spielt. Interessanterweise empfinden Jüngere das Duzen im formellen Umfeld als unprofessionell, während ältere Menschen es vor allem als unhöflich wahrnehmen.

Einstellungen zum Siezen

Deutlichere Altersunterschiede zeigen sich bei der Einstellung zum Siezen. Mit zunehmendem Alter steigt die Präferenz für das Siezen: Nur 14 Prozent der Altersgruppe zwischen 50 und 70 Jahren erachten Siezen als veraltet im Vergleich zu 23 Prozent der 15- bis 29-Jährigen. Ältere Personen stören sich zudem häufig daran, von Jüngeren geduzt zu werden. Insgesamt erachten knapp ein Fünftel der Befragten die Sie-Kultur als überholt, während rund ein Drittel gegenteiliger Meinung ist. Dabei sind sich die Generationen jedoch einig, dass das Duzen erst nach einem entsprechenden Angebot erfolgen sollte.

Chart 1

Ein Drittel der Befragten mag es, geduzt zu werden, und weitere 51 Prozent sind diesbezüglich neutral eingestellt. Diese Werte zeigen ein Potenzial für die Du-Kultur, jedoch gibt es auch klare Einschränkungen und Bedingungen, die berücksichtigt werden müssen.

Kontext ist ausschlaggebend

Bei der Kommunikation per Du oder Sie gibt es klare Einschränkungen und die Akzeptanz ist von der jeweiligen Situation abhängig. Formellere und gehobenere Settings wie Bankschalter, Beratungsgespräche oder 4-Sterne-Hotels verlangen eher nach einer Ansprache per Sie. Lockerere oder sportlichere Umgebungen wie Take-Away-Stände, Physiotherapiepraxen oder Sportvereine sind eher für eine Du-Anrede geeignet.

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In einem Business- und gehobenen Umfeld wird verstärkt das Siezen bevorzugt, während in einem lockereren, weniger förmlichen und sportlichen Setting das Duzen akzeptierter ist.

Duzen als Zeichen von Unprofessionalität

Das Duzen, das in vielen Lebensbereichen immer mehr Verbreitung findet, wird in formellen Kontexten insbesondere von jungen Erwachsenen zwischen 15 und 29 Jahren als unprofessionell abgelehnt. Diese Altersgruppe empfindet das Duzen in solchen Umgebungen häufiger als unangemessen, während älteren Personen es eher als respektlos ansehen. Fast die Hälfte der Befragten empfindet die Kommunikation per Sie als professioneller und möchte nicht mit allen Personen per Du sein. Das Duzen wird dabei primär in privaten und persönlichen Situationen akzeptiert.

Die Daten dieser Befragung basieren auf Online-Interviews mit Mitgliedern des unternehmenseigenen damaligen LINK-Panels. Die Mitglieder des Panels haben der Teilnahme an Online-Interviews zugestimmt. Für diese Befragung wurden im Zeitraum 30. Mai bis 09. Juni 2023 insgesamt 1’533 in der Schweiz wohnhafte Personen im Alter zwischen 15 und 70 Jahren nach den vorgegebenen Quoten (Alter, Geschlecht und Region) befragt und gewichtet. Die Stichprobe bildet die Wohnbevölkerung der Schweiz ab 15 Jahren hinsichtlich dieser Quotenmerkmale ab.