Jede zweite Frau findet, dass Frauen in Deutschland aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert werden
YouGov-Befragung zum Thema Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen anlässlich des Weltfrauentags
Jedes Jahr am 8. März wird im Zuge des Weltfrauentags auf die Gleichstellung von Mann und Frau aufmerksam gemacht. Auch in Deutschland liefern Fragen der Gleichstellung immer wieder Stoff für Debatten. Die Wahlberechtigten in Deutschland blicken gespalten auf das Thema, wie Ergebnisse einer aktuellen YouGov-Umfrage zeigen.
Stark unterschiedliche Wahrnehmung zu bereits erreichter Gleichstellung in Deutschland unter Frauen und Männern
44 Prozent der deutschen Wahlberechtigten sehen die Gleichstellung in Deutschland derzeit noch nicht verwirklicht und würden der Aussage, dass Männer und Frauen hierzulande die gleichen Rechte und den gleichen Status haben, (eher) nicht zustimmen. 51 Prozent der Befragten vertreten die Gegenposition und würden der Aussage (eher) zustimmen. Betrachtet man die Antworten nach Geschlecht, wird ein großer Unterschied deutlich: Während unter männlichen Befragten drei von fünf Personen (62 Prozent) (eher) zustimmen, dass Männer und Frauen in Deutschland die gleichen Rechte und den gleichen Status haben, tun dies unter weiblichen Befragten lediglich zwei von fünf (42 Prozent). Mehr als jede zweite Frau stimmt der Aussage zudem (eher) nicht zu (53 Prozent), unter männlichen Befragten liegt der Anteil bei einem Drittel (34 Prozent).
Auch bei der Frage, ob Frauen in Deutschland aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert werden, ist ein deutlicher Unterschied zu erkennen: Während der Zustimmungsanteil auf Gesamtebene bei 44 Prozent liegt, findet jede zweite Frau (50 Prozent), dass Frauen in Deutschland aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert werden. Unter männlichen Befragten stimmen 37 Prozent (eher) zu.
Zudem geben 43 Prozent der befragten Frauen an, sich Männern gegenüber häufig im Nachteil zu fühlen. Besonders junge Frauen sehen das so: 62 Prozent der befragten Frauen im Alter von 18 bis 29 Jahren fühlen sich Männern gegenüber oft im Nachteil. Ältere Frauen sehen dies anders: In der Altersgruppe ab 60 Jahren stimmen lediglich 29 Prozent der Aussage (eher) zu.
Über die Hälfte der Befragten sieht Fortschritt bei der Gleichstellung von Männern und Frauen über die letzten fünf Jahre
Danach gefragt, wie sich die Gleichstellung von Männern und Frauen in Deutschland über die letzten fünf Jahre entwickelt hat, gibt mit 57 Prozent ein großer Teil der Befragten an, die Gleichstellung habe (eher) Fortschritte gemacht. Jede zehnte befragte Person (9 Prozent) findet dagegen, die Gleichstellung habe eher Rückschritte gemacht. Ein Viertel der Befragten (26 Prozent) gibt an, die Gleichstellung zwischen den Geschlechtern habe sich in den letzten fünf Jahren nicht verändert. Auch bei dieser Frage gibt es einen deutlichen Unterschied nach Geschlecht: Männliche Befragte sind häufiger der Meinung, die Gleichstellung habe (eher) Fortschritte gemacht (61 Prozent vs. 52 Prozent unter Frauen). Frauen sind derweil deutlich häufiger der Ansicht, die Gleichstellung zwischen Männern und Frauen habe sich in den letzten fünf Jahren nicht verändert (32 Prozent vs. 20 Prozent unter Männern).
An einen eher großen Fortschritt in den nächsten fünf Jahren glauben jedoch ähnlich viele Frauen (57 Prozent) und Männer (61 Prozent). 13 Prozent der männlichen Befragten glauben, die Gleichstellung wird eher Rückschritte machen, unter Frauen liegt der Anteil bei 11 Prozent. Junge Befragte (Männer und Frauen) sind insgesamt etwas zurückhaltender eingestellt: 17 Prozent der jüngsten Altersgruppe (18 bis 29 Jahre) denken, dass die Gleichstellung eher Rückschritte machen wird (im Vergleich: 30-39 Jährige: 14 Prozent, 40-49 Jährige 10 Prozent, 50-59 Jährige 14 Prozent, 60-69 Jährige 10 Prozent).
Insgesamt finden drei von fünf Befragten (Frauen und Männer) (61 Prozent), dass sich Politikerinnen und Politiker mehr für die Gleichstellung von Männern und Frauen einsetzen sollten. Unter weiblichen Befragten stimmen dieser Aussage 68 Prozent zu, unter männlichen Befragten 53 Prozent.
Fehlende Gleichstellung wird am häufigsten in den Bereichen Arbeit bzw. Karrierechancen, Haushalt und Finanzen gesehen
Die Umsetzung der Gleichstellung in Bezug auf verschiedene Lebensbereichen wird teils sehr unterschiedlich bewertet. Unter den insgesamt neun abgefragten Bereichen tun sich besonders die Bereiche Arbeit/Karrierechancen (55 Prozent), Haushalt (52 Prozent) sowie Finanzen (48 Prozent), als diejenigen hervor, in denen die meisten Befragten (eher) keine Gleichstellung sehen.
Insgesamt bewerten Frauen die Gleichstellung zwischen Männern und Frauen in allen abgefragten Bereichen deutlich schlechter als Männer. Besonders drastisch ist dies im Bereich Arbeit und Karrierechancen zu sehen: Jeder zweite männliche Befragte (50 Prozent) sieht die Gleichstellung in diesem Bereich gegeben, unter weiblichen Befragten sieht dies nur ein Viertel der Befragten so (26 Prozent).
Auch beim Thema Haushalt besteht ein deutlicher Unterschied von 20 Prozentpunkten: 63 Prozent der Frauen sehen (eher) keine Gleichstellung, unter Männern liegt der Anteil bei 43 Prozent. Beim Thema Finanzen sieht mehr als jede zweite Frau (57 Prozent) (eher) keine Gleichstellung (der Anteil unter männlichen Befragten liegt bei 40 Prozent). Während die Hälte der männlichen Befragten (52 Prozent) findet, dass Frauen bei diesem Thema (eher) gleichgestellt sind, sieht dies nur knapp ein Drittel (32 Prozent) der Frauen so.
Nur wenige Befragte würden sich als Feministinnen / Feministen bezeichnen, überwiegende Mehrheit begrüßt allerdings Gleichstellung von Mann und Frau
Den Begriff Feministin / Feminist würden nur 15 Prozent der Befragten verwenden, um sich selbst zu beschreiben, drei von vier Befragten (76 Prozent) lehnen dies sogar ab. Diese Ablehnung scheint allerdings eher vom Image, als vom Inhalt des Begriffs herzurühren, denn vier von fünf Befragten (82 Prozent) sind der Ansicht, Männer und Frauen sollten in der Gesellschaft die gleichen Rechte und den gleichen Status haben und in jeder Hinsicht gleich behandelt werden. Etwas mehr als einer von zehn Befragten (12 Prozent) stimmt dieser Aussage dagegen nicht zu.
Bei der Nutzung des Begriffs ist ein klarer Alterstrend zu erkennen. In den beiden jüngsten Altersgruppen bezeichnet sich jeweils mehr als ein Viertel der Befragten als Feministinnen / Feministen (18-29 Jahre: 28 Prozent, 30-39 Jahre: 27 Prozent). In den älteren Altersgruppen gibt es deutlich weniger Personen, die sich als Feministen bezeichnen würden (40-49 Jahre: 13 Prozent, 50-59 Jahre: 9 Prozent, 60-69 Jahre: 5 Prozent, 70+ Jahre: 9 Prozent).
Auf Grundlage von YouGov Surveys wurden 2.169 Wahlberechtigte in Deutschland vom 01.-05.03.2024 mittels Online-Interviews befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für alle wahlberechtigten Deutschen ab 18 Jahren.
Foto: Jane Barlow/PA Wire/dpa +++ dpa-Bildfunk +++