Alkohol: So manche Marke gewinnt dazu in der Coronakrise
In vielen Ländern trinken Menschen während der Pandemie mehr Alkohol. Deutsche reduzieren ihren Konsum eher. Trotz weniger Werbung für Alkohol verbessern einige Marken ihr Image.
Erinnern Sie sich noch an die Toilettenpapier-Knappheit vor einem Jahr? Die Pandemie hat Einfluss darauf, was wir kaufen und konsumieren. Doch während sich bei uns alle auf Mehl, Nudeln und Klopapier gestürzt haben, waren in anderen Ländern ganz andere Dinge stärker nachgefragt. Genauer untersucht haben wir diese Marktverschiebungen in unserem internationalen YouGov-Report „Consumer goods in a crisis“. Ein Schwerpunkt darin: veränderte Trinkgewohnheiten.
In 17 Märkten haben wir Verbraucher gefragt, ob sie während der Pandemie mehr (oder weniger) Alkohol trinken als zuvor. Fast überall geben mehr Menschen an, ihren Alkoholkonsum gesteigert zu haben, als Menschen angeben, seltener zu trinken. Mit vier Ausnahmen: Mexiko, Dänemark, Schweden und Deutschland. Nur elf Prozent der Deutschen geben an, mehr Alkohol zu trinken, während 13 Prozent ihren Alkoholkonsum reduziert haben. In Großbritannien hingegen geben 24 Prozent der Verbraucher an, während der Pandemie öfter zur Flasche zu greifen. Am stärksten haben sich die Trinkgewohnheiten in Indien (29 Prozent trinken öfter) und China (27 Prozent) verändert.
Stabile Kundenzahlen, weniger Absatz
Wie Corona den Bierabsatz in Deutschland beeinflusst hat, haben wir an dieser Stelle schon im August 2020 analysiert. Daran hat sich nichts grundlegendes geändert: Die Anzahl der Deutschen, die in den vergangenen zwölf Monaten angegeben haben, bestimmte Biermarken gekauft zu haben, ist für die meisten Marken auf dem Niveau des vorangegangen Zwölfmonatszeitraums. Nur Beck’s, König Pilsener und Radeberger haben spürbar an Kundschaft eingebüßt.
Weniger Werbung, besseres Image
Nicht nur gibt es weniger Anlässe zum Alkoholkonsum – Veranstaltungen finden nicht statt, Feste und Feiern fallen kleiner oder ganz aus – die Verbraucher werden auch weniger dazu animiert. Bei einem Großteil der 66 im BrandIndex vertretenen Bier- und Alkohol-Marken ist die Werbewahrnehmung signifikant gesunken. Das gilt vor allem für Sektmarken wie Rotkäppchen, Freixenet, Jules Mumm, Henkell, Fürst von Metternich und Söhnlein Brillant. Aber auch an Werbung von Biermarken wie Radeberger, Bitburger oder Warsteiner konnten sich in den vergangenen zwölf Monaten deutlich weniger Verbraucher erinnern als im Vergleichszeitraum.
Demgegenüber stehen einige Marken, die gestärkt aus der Krise hervor gehen könnten. Sie konnten zwar bisher auch nicht die Werbeaufmerksamkeit oder die Zahl der Kunden steigern, aber ihr Image während der Krise signifikant verbessern. Das machen wir am Indexwert fest, der Verbraucher-Einschätzungen zu Dimensionen wie Qualität, Preis-Leistungs-Verhältnis und Kundenzufriedenheit der jeweiligen Marken zusammenführt. Leichte Steigerungen können hier unter anderem die Brauer von Rothaus Tannenzäpfle, Stuttgarter Hofbräu, Schöfferhofer und Allgäuer Büble verzeichnen. Bei Weinen und Spirituosen fällt die Image-Steigerung bei Sierra Tequila, Brut Dargent, Batida de Côco, Baileys und Three Sixty am deutlichsten aus.
Diese Marken können wohl am ehesten darauf hoffen, womöglich noch während der Pandemie den Absatz zu steigern und schließlich auch neue Kunden zu gewinnen.
Die vollständige Studie „International FMCG/CPG Report 2021: Consumer goods in a crisis“ (in englischer Sprache) kann kostenfrei unter der Angabe von Kontaktdaten hier heruntergeladen werden.
So erschienen auf WirtschaftsWoche Online.