Deutsche boykottieren vor allem gesundheitsschädliche Produkte
18. Juni 2024, Lea Rühle

Deutsche boykottieren vor allem gesundheitsschädliche Produkte

Eine Reihe von international bekannten Marken in den letzten Monaten Umsatzeinbußen hinnehmen müssen, nachdem sie mit Boykottkampagnen konfrontiert wurden, weil sie die laufende israelische Militäroffensive in Gaza unterstützt haben sollen.

Aber wie hoch ist die Bereitschaft der Verbraucher in den einzelnen Ländern, Marken zu boykottieren, die mit Ländern Geschäftsbeziehungen unterhalten, deren Aktivitäten sie ablehnen?

Eine internationale YouGov-Studie gibt nun Aufschluss über diese Frage - und über die wichtigsten Gründe, die Verbraucher in verschiedenen Ländern dazu bewegen, Unternehmen zu boykottieren.

Die Zahlen zeigen, dass 75 Prozent der Deutschen bereit wären ein Unternehmen aus verschiedenen Gründen zu boykottieren. Aber auch knapp ein Fünftel der Befragten hierzulande (18 Prozent) gibt an, nie eine Marke boykottieren wollen. Mit diesen Einstellungen der Verbraucher zum Markenboykott liegt Deutschland im internationalen Vergleich weit hinten. Am ehesten würden Verbraucher in den Vereinigten Arabischen Emiraten ein Unternehmen boykottieren (88 Prozent), aber auch Befragte in Indonesien (86 Prozent) und Hongkong (85 Prozent) sind bereit für diesen Schritt. Am seltensten würden Verbraucher in Polen eine Marke boykottieren (73 Prozent).

Gründe für Marken-Boykott

Zahlreiche Gründe sprechen in den Augen der Deutschen für einen Markenboykott: Mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent) würde ein Unternehmen boykottieren, dessen Produkte als gesundheitsschädigend eingestuft werden (z. B., weil sie giftige oder krebserregende Stoffe enthalten). Ebenfalls schnell zum Boykott führen unethische Praktiken (e.g. Kinderarbeit, etc.) (43 Prozent) und wenn das Unternehmen Geschäfte mit Ländern macht, deren Aktivitäten die Verbraucher ablehnen (38 Prozent). Sind die Produktion oder die Produkte eines Unternehmens umweltverschmutzend oder -schädlich, würden viele Deutsche diese Marke ebenfalls boykottieren (35 Prozent). Dahingegen scheinen Skandale der Geschäftsführung eher weniger Aufsehen zu erregen. Nur 16 Prozent der Befragten würde in einem solchen Falle das Unternehmen boykottieren.

Ein Blick auf die Altersgruppen zeigt, dass jüngere Verbraucher in Deutschland zwischen 25 und 34 Jahre sowie die 18- bis 24-Jährigen vor allem Unternehmen boykottieren würden, deren Handeln im Widerspruch zu sozialen Anliegen steht, die sie unterstützen (z. B. Gleichstellung der Geschlechter, traditionelle Geschlechternormen usw.) (jeweils 22 und 21 Prozent). Lokale Marken dagegen sind eher Verbrauchern ab 55 Jahren wichtig: 22 Prozent dieser Altersgruppe würde ein Unternehmen boykottieren, dass lokale Geschäfte vom Markt verdrängt (vs. 6 Prozent 18-24 Jahre). Geschäfte mit Ländern deren Handlungen die Verbraucher nicht befürworten (z.B. Terrorismus, Verletzung der Menschenrechte, etc..) alarmieren sowohl die älteren als auch die jüngste Verbrauchergruppe, 40 Prozent der 18- bis 24-Jährigen sowie 47 Prozent der Verbraucher ab 55 Jahren würde ein Unternehmen in solch einem Fall boykottieren (vs. 26 Prozent 35-44 Jahre).

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