Krankenkassen im aktuellen Brand-Health-Check
4. Juni 2024, Julia Wegner

Krankenkassen im aktuellen Brand-Health-Check

Jeder braucht sie – doch (zu) viel zahlen für sie will niemand: Die Krankenkassen haben eine schwierige Aufgabe. Steigende Kosten und politische Vorstösse wie die aktuell bevorstehende Abstimmung zur Prämien-Entlastungs-Initiative führen immer wieder zur Diskussion einer Frage: Welchen Stellenwert und welches Image haben unsere Krankenkassen in der Schweizer Bevölkerung? Der YouGov BrandIndex liefert repräsentative Antworten.

Das Schweizer Gesundheitsversorgungssystem heimst aus dem Ausland immer wieder Lob und Bewunderung ein – unter anderem aufgrund seiner Universalität oder der hohen Qualität. Trotzdem landet die Schweiz beispielsweise im Prosperity Index 2023, erhoben durch das Legatum Insitute, hinsichtlich der Säule «Gesundheit» weltweit lediglich auf Platz 10.

Das schmerzt gerade in Zeiten, in denen die Krankenkassenprämien nur eine Richtung kennen: steil nach oben. Per Anfang 2023 sind die Schweizer Krankenkassenprämien im Durchschnitt um 6.6 Prozent angestiegen, per Anfang 2024 im Mittel 8.7 Prozent. Für 2025 rechnet der Vergleichsdienst Comparis mit weiteren 6 Prozent Erhöhung. Konkret: Wenn eine Prämie per Anfang 2022 noch 300 Frankenbetrug, kostete sie zwei Jahre später bereits knapp 348 Franken, also rund 50 Franken mehr pro Monat. Mehrkosten pro Person von durchschnittlich 600 Franken im Jahr. Selbstverständlich bestehen Abweichungen nach unten und nach oben, beispielsweise aufgrund von Alter, Wohnkanton, Prämienmodell oder gewählter Krankenkasse, doch spürbar ist der Anstieg für alle. Dass das Thema die gesamte Gesellschaft stark beschäftigt, ist entsprechend nicht verwunderlich. Zu den Hauptgründen für die steigenden Prämien zählen die alternde (und kränkere) Gesellschaft, das häufigere Aufsuchen eines Arztes , die gestiegenen Kosten pro Arztbesuch und die damit zusammenhängenden, teureren Medikamente (Quelle: Blick).

Helsana verliert zwar an Kundschaft, bleibt aber betreffend Brand Health die Nummer 1

Welchen Einfluss hat all das nun auf die Wahrnehmung der Krankenkassen, die immer regelmässiger mit einer höheren Prämienrechnung anklopfen? Das kontinuierliche Brandtracking YouGov BrandIndex liefert Antworten. Dabei werden unter anderem zu rund 30 Marken aus der Krankenkassen- und Versicherungswelt wöchentlich rund 200 Personen bevölkerungsrepräsentativ über ihre Wahrnehmung dieser Marken befragt.

Um den Gesundheitszustand einer Marke – die Brand Health – zu messen, existiert im Markentracking von YouGov der sogenannte Brand Health Index, der sich zu gleichen Teilen aus sechs verschiedenen Kennwerten zusammensetzt: Allgemeiner Eindruck einer Marke, Qualitätswahrnehmung, Preis-Leistungs-Verhältnis, (Arbeitgeber-)Reputation, Zufriedenheit (bei aktuellen und früheren Kunden) und Weiterempfehlung. Diese sechs Kennzahlen fliessen gleichberechtigt in den Health Index ein, welcher den Durchschnitt ebendieser darstellt und somit verschiedene Wahrnehmungsfacetten beinhaltet.

Vergleicht man das erste Quartal 2024 mit dem Vorjahresquartal, so zeigt sich, dass es bei den Top 10 der Krankenkassen nur wenige Veränderungen gab. Absolut betrachtet büsste die Swica signifikant an Brand Health ein und rutschte vom 2. auf den 3. Rang. Die CSS erbte den Ursprungsrang der Swica und liegt neu auf Rang 2. Ausserdem konnten die ÖKK (Rang 8) sowie die Groupe Mutuel (Rang 9) ihre Indexwerte signifikant steigern, für eine bessere Platzierung reichte es jedoch nur bei der Groupe Mutuel (bisher Rang 10), welche allerdings im Gegensatz zu den anderen Anbietern keine reine Krankenkasse ist.

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Betrachtet man die KPI «aktuelle Kunden» (nicht abgebildet), so zeigt sich, dass die Helsana im Vergleich zum Vorjahresquartal signifikant an Kunden eingebüsst hat und neu auf Rang 3 liegt. Auch die Assura hat hier signifikant verloren und liegt neu auf Rang 5. Über verschiedene Dimensionen des Brand Health Index ist die Helsana immer vorne dabei – trotz eines leichten Verlustes an Kunden. Das zeigt auch der Buzz-Wert: Dieser gibt an, ob man von einer Marke in den letzten zwei Wochen etwas Positives oder Negatives gehört hat und verrechnet dann das Positive mit dem Negativem. Bei einem positiven Buzz-Wert überwiegt das Positive entsprechend, bei einem negativen Buzz-Wert entsprechend das Negative. Auch hier belegen Helsana, Swica und die CSS in absteigender Reihenfolge die drei Spitzenplätze. Beim negativen Buzz belegt Groupe Mutuel den unrühmlichen Spitzenplatz mit einem Wert von 5 Prozent.

KPT nicht mehr die günstigste Krankenkasse, aber …

Die Helsana, CSS und Swica sind auch hinsichtlich Employer Branding (Reputation) die attraktivsten drei Marken. Von den Kennern der jeweiligen Marken geben jeweils rund 17 Prozent der Befragten an, dass sie stolz wären, für die jeweilige Krankenkasse zu arbeiten (siehe Wahrnehmungsprofil Top 7). Grundsätzlich haben die grössten zwei Krankenversicherer, die Helsana und die CSS, die Nase bei der Wahrnehmung durch ihre jeweiligen Kenner vorne. Beim Value, also dem Preis-Leistungs-Verhältnis, schneidet jedoch nicht eine der Big 2 am besten ab, sondern die KPT. Auf Rang 2 folgt die ebenfalls kleinere Sanitas. Auch bei der Weiterempfehlung (Recommend) ist die KPT mit der Helsana und Swica gleichauf, während die CSS obenauf schwingt. Interessant ist die Tatsache, dass Concordia trotz den aktuell landesweit günstigsten Prämien (Quelle: NZZ) beim Preis-Leistungs-Verhältnis nicht entsprechend besser wahrgenommen wird. Die nur mittelmässige Qualitätswahrnehmung der Concordia durch ihre Kenner weist darauf hin, dass hier zwar die günstigsten Preise, jedoch eventuell nicht das beste Verhältnis derer zur Leistung besteht. Die KPT hat die objektive Preisführerschaft zwar an die Concordia abgegeben, überzeugt aber derweil ihre Kenner (und im Übrigen auch die Gesamtbevölkerung) weiterhin mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Davon zeugt auch die hohe Weiterempfehlungsbereitschaft (Recommend) und Consideration Rate. Die Krankenkasse mit dem + scheint also weiterhin zu den Gewinnern zu gehören.

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Methodensteckbrief

  • Analyse im YouGov BrandIndex
  • Grundgesamtheit: Schweizer Wohnbevölkerung im Alter von 18 bis 79 Jahren
  • Stichprobe pro Jahr und Marke: n = ca. 8’800
  • Stichprobe pro Quartal und Marke: n = ca. 2’200
  • Vertrauensintervall für Gesamtstichprobe: < 1% (bei 1 Jahr)
  • Panel: Schweizer YouGov Online Panel
  • Forschungsmethode: Online-Interviews
  • Quotierung / Gewichtung: nach Alter, Geschlecht und Region interlocked
  • Befragungszeit: 01.01.2023 bis 31.03.2024