Zwei von drei Deutschen für weitere Sanktionen gegen russische Interessen in Deutschland
Aktuelle YouGov-Umfrage unter Deutschen zum Ukraine-Krieg, zu den Sanktionen gegen Russland und deren Auswirkungen auf Deutschland und zur Aufnahme von Flüchtlingen
In der Nacht zum 24. Februar 2022 gab das russische Staatsoberhaupt Wladimir Putin den Befehl zum Einmarsch in die Ukraine. 82 Prozent der Deutschen verfolgen derzeit die Berichte über den Einmarsch, darunter 53 Prozent sehr stark. 60 Prozent der Deutschen sind, nach allem was sie gelesen und gehört haben, der Meinung, dass Russland (eher oder gar vollständig) für die aktuelle Situation zwischen den beiden Staaten verantwortlich ist. 14 Prozent sprechen wiederum der NATO eher bzw. vollständige Verantwortung zu. Dass die NATO und Russland gleichermaßen Verantwortung tragen, sagen 13 Prozent aller Befragten in Deutschland.
Als mögliche Maßnahmen, die Deutschland als Reaktion auf die Situation in Russland und der Ukraine ergreifen könnte, wird von den Deutschen am häufigsten genannt, weitere Wirtschaftssanktionen gegen russische Interessen in Deutschland zu verhängen (65 Prozent Befürwortung). Die Hälfte der Deutschen befürwortet ein Entsenden deutscher Truppen zur Unterstützung der NATO-Mitglieder in Osteuropa: 50 Prozent der Deutschen sprechen sich für diese Maßnahme aus, 29 Prozent würden sie ablehnen. Wenig Zuspruch hingegen würde die Koordination von Luftangriffen gegen russische Ziele in der Ukraine erhalten: 19 Prozent der Deutschen würden dies befürworten, 56 Prozent ablehnen. Das mittlerweile von der Bundesregierung beschlossene Liefern von Waffen und Hilfsgütern in die Ukraine befürworten die Deutschen häufiger, als dass sie es ablehnen (45 Prozent Befürwortung vs. 37 Prozent Ablehnung).
Befürwortung möglicher weiterer Sanktionen nicht um jeden Preis
Während also 65 Prozent der Deutschen es grundsätzlich befürworten würden, wenn weitere Wirtschaftssanktionen gegen russische Interessen in Deutschland verhängt würden, tun sie dies jedoch nicht um jeden Preis:
Die Deutschen würden eine weitere Verschärfung der Sanktionen gegen Russland nämlich eher ablehnen, wenn dies bedeuten würde, dass die Energiepreise signifikant ansteigen (44 Prozent Ablehnung vs. 38 Prozent Befürwortung), dass Steuererhöhung zur Deckung der Verteidigungskosten die Folge wären (48 Prozent Ablehnung vs. 35 Prozent Befürwortung) oder wenn dies ein Anstieg der allgemeinen Lebenserhaltungskosten bedeuten würde (44 Prozent Ablehnung vs. 39 Prozent Befürwortung).
Rund drei von fünf Deutschen befürworten Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge
Deutschland bereitet sich derzeit auf das Eintreffen der ersten ukrainischen Flüchtlinge vor. 62 Prozent der Deutschen würden es befürworten, wenn Deutschland ein Programm einführen würde, um einige ukrainische Flüchtlinge, die vor der russischen Invasion ihres Landes fliehen, hier in Deutschland anzusiedeln. Dies sagen Wähler der Grünen am häufigsten (81 Prozent). 23 Prozent aller Befragten würden dies hingegen ablehnen. Unter den Befürwortern in Deutschland sind 26 Prozent dafür, einige zehntausende Flüchtlinge aufzunehmen. 20 Prozent sagen, Deutschland sollte ein paar tausend Flüchtlinge aufnehmen.
Laut knapper Mehrheit hat Deutschland moralische Verpflichtung zur Aufnahme von Flüchtlingen
55 Prozent der befragten Deutschen sagen, dass Deutschland eine moralische Verpflichtung hat, ukrainischen Flüchtlingen, die vor der russischen Invasion fliehen, Asyl zu gewähren. Auch diese Aussage treffen Wähler der Grünen am häufigsten (78 Prozent). Drei von zehn Deutschen sind nicht dieser Ansicht (31 Prozent).
Für knapp die Hälfte der Deutschen geht der Stopp von Nord Stream 2 nicht weit genug
Angesichts der eskalierenden Krise zwischen Russland und der Ukraine hatte die Bundesregierung die Erdgaspipeline Nord Stream 2 vergangene Woche auf Eis gelegt, indem sie notwendige Zertifizierungsprozesse gestoppt hatte. 46 Prozent der Deutschen finden allerdings, dass diese Entscheidung als Sanktion gegen Russland nicht weit genug geht, am häufigsten sagen dies Wähler der Grünen (66 Prozent). Jeder vierte Deutsche (25 Prozent) sagt, dass die Entscheidung in etwa richtig ist, und 16 Prozent sind der Ansicht, sie gehe zu weit.
Die Absichten Russlands: Laut Meinung jedes Dritten ist mehr als nur die Ukraine geplantes Angriffsziel
Jeder dritte Deutsche (34 Prozent) ist der Meinung, dass es die Absicht Russlands sei, die gesamte Ukraine zu besetzen, mit dem Ziel, anschließend auch weitere europäische Länder anzugreifen. Nur knapp weniger (31 Prozent) sagen, Russlands Absicht sei die Besetzung der Ukraine, aber nichts darüber hinaus.
Die Einschätzung der Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem größeren Krieg kommen wird, an dem auch Deutschland beteiligt sein wird, ist laut Meinung der Deutschen ausgeglichen: 41 Prozent halt dies für sehr oder ziemlich wahrscheinlich, 39 Prozent für nicht sehr oder für überhaupt nicht wahrscheinlich.
Große Besorgnis in der deutschen Bevölkerung
Derzeit geben 86 Prozent der Deutschen an, über die aktuelle Situation zwischen Russland und der Ukraine besorgt zu sein, darunter sind 61 Prozent sehr besorgt. Die größte Besorgnis herrscht dabei unter Befragten ab 50 Jahren (50- bis 59-Jährige: 90 Prozent; 60- bis 69-Jährige: 94 Prozent; Über-70-Jährige: 91 Prozent, jeweils (sehr) besorgt). 9 Prozent aller Befragten sind nicht besorgt.
Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage der Data & Analytics Group YouGov, für die 1.314 wahlberechtigte Umfrageteilnehmerinnen und Umfrageteilnehmer zwischen dem 25.02 und 27.02.2022 befragt wurden. Die Ergebnisse sind gewichtet und repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.
Die Ergebnisse samt einer Erklärung der Methodik stehen hier kostenlos zur Verfügung.
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Foto: Serhii Nuzhnenko/AP/dpa